Inhalt: EU-Aktionsplan an sich unbestritten; Britische Vorschläge für Green Finance enger gefasst; Kredite mit Nachhaltigkeitsanreizen; Die SDGs: Orientierung für Politik und Wirtschaft; SDG Investments überschreitet € 100 Mio.; Leitfaden nachhaltige Immobilieninvestments; Wie wird ein FinTech zur Bank ?

Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge relevante Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.

3. April 2018

Dr. Ralf Breuer

Beitragsbild: Von Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign an der Rheinischen Fachhochschule Köln in Kooperation mit #17Ziele gestalteter Bierdeckel, von dem 85.000 Stück in Kölner Lokalen verteilt wurden

EU-Aktionsplan an sich unbestritten

Die EU-Kommission stellte am 22.3.2018 ihren Aktionsplan vor, mit dem die Finanzwirtschaft verstärkt für eine nachhaltige(re) Entwicklung in die Pflicht genommen werden soll. Dies betrifft zunächst die Risiken, die sich durch Klimawandel und Energiewende nicht nur auf Kraftwerksbetreiber, sondern unmittelbar z.B. auch auf Handwerksbetriebe auswirken. So können drohende Dieselfahrverbote erhebliche negative Einflüsse auf den Betrieb und die betrieblichen Investitionen haben, wodurch auch kleine, lokale Kreditinstitute betroffen sind. Volkswagen Financial Services hat u.a. bereits auf verminderte Restwerte in Leasingverträgen von Dieselfahrzeugen hingewiesen.

Keine der durchgesehenen Kommentierungen zum Aktionsplan bezweifelt seine Berechtigung. Ein zentraler Diskussionspunkt ist dagegen der von der EU-Kommission vorgeschlagene „Green Supporting Factor“ mit reduzierten Kapitalanforderungen für „grüne“ Investments. Alternativ wird ein Anreiz durch zusätzliche Anforderungen für „braune“ Anlagen, also insbesondere von fossilen Energieträgern abhängige Technologien diskutiert.

Letztlich ist dieser Punkt von den Aufsichtsbehörden zu klären, da die Risikoprofile im Zeitverlauf deutlich abweichen: „Braun“ beinhaltet mittel- und längerfristige Risiken durch die Entwertung aufgrund von Klimawandel und Energiewende (stranded assets). „Grün“ dagegen eher kurz- bis mittelfristige Risiken, z.B. bei der Forschung und Entwicklung bis zu einer erfolgreichen Markteinführung. Vor diesem Hintergrund wäre eher eine Belastung zu erwägen, da die „braunen“ Risiken jenseits der üblichen Zeithorizonte anwachsen.

Verschiedene Kommentare fordern eine Ausweitung des Plans auf weitere nachhaltigere Entwicklungsziele (SDGs). Nach unserer Lesart lässt dieser Plan dies Möglichkeit und ist eher als Türöffner für neue Instrumente in Richtung der anderen SDGs zu sehen. Die starke Betonung von Klimawandel und Energiewende ist aber eine gute Basis, unmittelbar die Eigeninteressen der Kreditwirtschaft anzusprechen. Die Risiken lassen sich nun einmal nicht wegdiskutieren.

Britische Vorschläge für Green Finance enger gefasst

Eine 2016 gegründete Arbeitsgruppe (Green Finance Task Force) legte in der vergangenen Woche ihre Empfehlungen vor. Diese richten sich vor allem an die britische Regierung. Die Vorschläge sind thematisch sehr eng an Klimathemen orientiert und stark auf die institutionellen Rahmenbedingungen ausgerichtet. Sie bleiben damit weit hinter den Kernpunkten des Aktionsplans der EU-Kommission zurück. Die 10 Kernempfehlungen werden in einem hundertseitigen Bericht vorgestellt: Accelerating Green Finance.

Kredite mit Nachhaltigkeitsanreizen

Der Instrumentenkasten für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft füllt sich stetig weiter. Im Magazin „Verantwortung“ (Fachmagazin für Nachhaltigkeits- und CSR-Manager) wird über eine aktuelle Entwicklung im Kreditmarkt berichtet: Insbesondere bei einigen Großunternehmen wird die Höhe des Kreditzinssatzes an die Entwicklung von Nachhaltigkeitskennziffern über die Kreditlaufzeit gekoppelt. Genannt werden u.a. Engagements bei Danone (€ 2 Mrd.) und Philips (€ 1 Mrd.). Damit werden Nachhaltigkeitsanstrengungen unmittelbar in finanzielle Anreize um gesetzt. Quelle: Antonia Kögler – Grüne Kredite: Positive Anreize für Unternehmen.

Die SDGs: Orientierung für Politik und Wirtschaft

Ein sehr bemerkenswerter Beitrag ist im Blog der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC erschienen: Alan McGill: How well are businesses reporting on the SDGs?. Der Autor (Partner, Sustainability and Climate Change) liefert eindringlich die Argumente, wieso die SDGs der Orientierungsrahmen für zukünftige Strategien und Handeln sind. Eigentlich schon im ersten Absatz auf dem Punkt:

„The 17 UN Sustainable Development Goals have been described as the closest thing the world has to a strategy for future success. Simply put they will drive policy and regulation of every government, and, in turn, influence the business strategy and planning of every major company.“

Damit wird noch einmal eindringlich bestätigt, was die Erfolgswahrscheinlichkeit neuer Geschäftsmodelle bestimmt: Erfolgsgrundlagen für FinTech.

SDG Investments überschreitet € 100 Mio.

Die SDG Investments, eine Plattform für institutionelle Anleger, berichtet in einer Mitteilung vom 7. März 2018 und damit fünf Monate nach ihrer Gründung über die Überschreitung von € 100 Mio. bei den angebotenen Investitionen:

„Die Matching-Plattform SDG INVESTMENTS hat ihre ersten großen Meilensteine erreicht. Schon fünf Monate nach der offiziellen Gründung der SDG INVESTMENTS GmbH im September 2017 kann das Unternehmen ein Projektvolumen von 124 Mio. Euro ausweisen. Die Investmentnachfrage liegt bereits bei über 300 Mio. Euro. Das Potential wird allerdings bei signifikant über einer Milliarde Euro gesehen.“

Die Plattform führt Angebot und Nachfrage für die Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten zusammen. Die SDGs sind dabei der Orientierungsrahmen und dienen unmittelbar dem Wirkungsnachweis, z.B. durch eine externe Ratingagentur.

Leitfaden für nachhaltige Immobilieninvestitionen

CRIC e.V. (Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit in der Geldanlage e.V.) und die KlimaGut Immobilien AG haben einen Leitfaden für Immobilieninvestoren herausgegeben: Leitfaden für ethisch-nachhaltige Immobilieninvestments – Ein Überblick zu Kriterien und Bewertungsinstrumenten für Deutschland. Auf gut 40 Seiten bietet der Leitfaden einen Eindruck, was Investoren beachten müssen, wenn ihre Immobilieninvestitionen als nachhaltig gelten sollen.

Wie wird ein FinTech zur Bank ?

Die Europäische Zentralbank hat einen Leitfaden für den Erwerb einer Banklizenz durch FinTech publiziert. Auf (lediglich) 17 Seiten sind die Voraussetzungen in knapper Fassung dargestellt: Guide to assessments of fintech credit institution licence applications.

 

 

Übersicht Blogbeiträge

Übersicht Nachhaltigere Finanzwirtschaft Nummern Zweiunddreissig bis Eins

Nummer Zweiunddreissig am 26. März 2018: EU-Aktionsplan mit kraftvollem Antritt; Bierdeckel für mehr Bewusstsein über die „SDGs“; Starke Investorenüberzeugung – starke Worte; Danone begibt als erstes Privatunternehmen eine „Sozialanleihe“; Getränkekonzern AB Inbev – Nachhaltigkeitsziele 2025

Nummer Einunddreissig am 20. März 2018: EU-Aktionsplan mit wuchtiger Vorstellung; Greenbonds in neuen Dimensionen; Nach Green Finance kommt Blue Finance; Neuseeland erkennt Klimawandel als Asylgrund an; Union Investment: Nachhaltigkeit erhält mehr Gewicht

Nummer Dreissig am 8. März 2018: EU-Kommission legt Aktionsplan vor; Möglichkeiten und Grenzen der Blockchain; In eigener Sache: 1. #nachhaltige100, 2. GLS Bank Nachhaltigkeits Blog Award 2018, 3. Gesponserte (affiliate) Links

Nummer Neunundzwanzig am 19. Februar 2018: Dynamische Entwicklung bei Nachhaltigkeitsanleihen; Fortschritte bestimmen den Kreditzins;  Die Schweiz reguliert den Kryptomarkt (ICOs); BaFin nimmt Stellung; Klimawandel – Ein Anlagethema mit Tücken

Nummer Achtundzwanzig am 6. Februar 2018, ergänzt 7. Februar 2018: Schlussbericht der EU-Experten; WWF mit Anregungen zu den Koalitionsverhandlungen; Orientierung bei Crowdfunding tut not; Triodos UK mit neuem Crowdfunding; Gebrutstagsgruß an die Dekabank; Finanzielle Inklusion wird zum Geschäftsmodell; Klimawandel – Ein Anlagethema mit Tücken

Nummer Siebenundzwanzig am 25.1.2018: Klimawandel – Ein Anlagethema mit Tücken; Genossenschaftsbanken mit Nachhaltigkeitskampagne; Preissenkung bei RoboAdvice quirion; Veranstaltung „Sustainable Finance“ am 22.1.2018

Nummer Sechsundzwanzig am 12.1.2018: Und noch mehr „RoboAdvice“- Werthstein, savemate…; Anleihen mit Klimabezug (Green Bonds) wachsen stark

Nummer Fünfundzwanzig am 9./10.1.2018: Börsenzeitung: Grüne Finanzanlagen erreichen kritische Masse; Rückblick 2017/Ausblick 2018

Nummer Vierundzwanzig am 14.12.2017: Banken- und Produktcheck der Verbraucherzentrale; EU investiert € 9 Mrd. in Klimaprojekte; EU mit Plan für nachhaltige Finanzwirtschaft März 2018; Studie Deutsche FinTech; Buchankündigung Digitalisierung und Nachhaltigkeit; Jetzt schon 41 Onlineangebote für Anlageberatung und Vermögensverwaltung in Deutschland

Nummer Dreiundzwanzig am 12.12.2017: Marktübersicht nachhaltige Geldanlagen; Niederländische Finanzwirtschaft mit Plattform zur CO2-Erfassung; Europäische Großbanken und Klimawandel; Eine zutreffende Zustandsbeschreibung der deutschen Kreditwirtschaft

Nummer Zweiundzwanzig am 6.12.2017: Übersicht FinTech im deutschsprachigen Raum; Prospery – eine weitere Vermögensverwaltung online; Asset Management – von verantwortungs- zu wirkungsbewusst; N26 – ein FinTech wider die Nachhaltigkeit?

Nummer Einundzwanzig am 4.12.2017: Bisher USD 100 Mrd. neue Anleihen mit Klimabezug; 45 Fonds mit dem FNG-Siegel versehen, Neues Zentrum für nachhaltige Finanzwirtschaft in Schweden

Nummer Zwanzig am 28.11.2017: Nachhaltigkeit mit großer Relevanz für Banken; SDG FinTech Initiative; Crowdfunding; Goodfolio vor dem Marktstart

Nummer Neunzehn am 15.11.2017: comdirect FINANZbarcamp 2017; Die Grenzen von Blockchain/Bitcoin; …der Mensch bleibt im Mittelpunkt

Nummer Achtzehn am 8.11.2017: Global Financial Development Report 2017/2018; UN Environment/World Bank Group – Roadmap for a Sustainable Financial System Report at COP23; Glücksatlas 2017; Consorsbank mit Nachhaltigkeit im Angebot; NRW Pensionsfonds mit nachhaltigen Kriterien

Nummer Siebzehn am 6.11.2017: Jamaika auch mit Nachhaltigerer Finanzwirtschaft?; McKinsey-Studie: Verantwortungsbewusst = normal; Französische Banken: Green Supporting Factor; FinTech und Nachhaltigkeit in Beispielen; Globales Dauerthema Finanzbildung

Nummer Sechzehn am 27.10.2017: Sustainable Finance Gipfel am 23.10.17 Frankfurt/M.; Nachhaltigen Geldanlagen fehlt Transparenz; Veranstaltungen zu Nachhaltigeren Finanzen; Börse Johannesburg mit Green Bonds; GAFA + Alipay(cab) in den USA; Revolut, Simpleinsurance und Allianz kooperieren; Stash – Eine junge Anlegerseite auch für Angefangene…

Nummer Fünfzehn am 18.10.2017: Entwicklungsgeschichte der FinTech/RegTech; Aktuelle FinTech-Landschaft in Deutschland; FinTech und GAFA – Situation erkannt?; Commerzbank-Analyse „What if the game changes?;  Sustainable Finance Gipfel 23.10.17; Emmanuel Macron zu Green Finance

Nummer Vierzehn am 16.10.2017: Britische Regierung hat Fokus auf „Green Finance“; Green Bonds mit starkem Momentum; Warburg Navigator live; Alibaba plant USD 15 Mrd. für Forschung; Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments

Nummer Dreizehn am 11.10.2017: FNG – Leitfaden nachhaltige Geldanlagen; ÖKO-TEST – Nachhaltige Indices und Indexfonds; Alipay weltweit und in Europa

Nummer Zwölf am 9.10.2017: EU-Kommission, Deutsche Bundesbank und niederländische Zentralbank fordern mehr Nachhaltigkeit und  Berücksichtigung von Klimarisiken; Nachhaltige Finanzwoche in Frankreich; Französische Banken stark nachhaltig engagiert; BNP Paribas mit Greenbond Fonds für Privatanleger; comdirect Fintech-Studie, Umfrage zu FinTech und GAFAs, Finanzblog-Award

Nummer Elf am 5.10.2017: Deutsche Bundesbank fordert Berücksichtigung von Klimarisiken; Nachhaltige Finanzwoche in Frankreich; Französische Banken stark nachhaltig engagiert; Pimco sieht SDGs als gute Anlagegrundlage

Nummer Zehn am 2.10.2017: www.geld-bewegt.de – Ein neues Informationsangebot der Verbraucherzentralen; Markt für Anleihen mit Klimabezug wächst weiter; FinTech und deutsche Kreditinstitute; GAFA(s) – ein neuer Begriff in der Finanzwelt

Nummer Neun am 28.9.2017: Hub for Sustainable Finance startet, Luxembourg Green Exchange notiert USD 63 Mrd. Anleihen mit Klimabezug, Studie von Schroders bestätigt starken Trend zu nachhaltigeren Anlagen

Nummer Acht am 26.9.2017: FinTech – Neue Medien, alte Regeln; FinTech und nachhaltige Entwicklung; Zuwachs staatlicher Greenbonds; Triodos ruft zum Umbau der Finanzwirtschaft auf

Nummer Sieben am 20.9.2017: Die Konsolidierung bei der Vermögensverwaltung online beginnt; ING-DiBa mit Nachhaltigkeit im Direktdepot; Mikrokredit in Westeuropa?; Blockchain nicht ohne Nachteile

Nummer Sechs am 14.9.2017: Die Bank der nachhaltigen Entwicklung – eine Nische?; RegTech – Technik kann Regulierung sicherer machen, aber Regulierer sind auch gefordert; Gesellschaftliche Langfristkosten

Nummer Fünf am 12.9.2017: Nachhaltige Finanzwirtschaft in den Programmen zur Bundestagswahl 2017; Bank für Sozialwirtschaft mit neuem nachhaltigen Aktienfonds; In eigener Sache: FinanzBlogAward 2017

Nummer Vier am 8.9.2017: Zurich Insurance Group hält USD 2 Mrd. Greenbonds; BB Fund – Based Blockchain Fund; Brasilien will bei Green Bonds China und Indien folgen; Deutsche Börse und Rat für Nachhaltige Entwicklung beschließen Kooperation für Nachhaltige Finanzwirtschaft

Nummer Drei am 29.8.2017: Australischer Versicherer investiert 25% der Nettoprämien wirkungsorientiert; Quirin Privat Bank/Quirion; RegTech gegen Ängste und Aufwendungen

Nummer Zwei am 25.8.2017: Triodos Bank mit nachhaltigem Wachstum; Rekordquartal für „grüne“ Anleihen; Resilience Bonds; Nachhaltigkeit für US-Aktionäre immer wichtiger; Umfassender Bericht zur Zukunft der Finanzdienstleistungen

Nummer Eins am 22.8.2017 mit folgenden Inhalten: GLS Klimafonds, Neue Transparenz für Investmentfonds, erste islamkonforme grüne Anleihe