Titelbild: Bundesministerium der Finanzen

Inhalt: Zwischenbericht Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung; Basel Komitee zu Klimarisiken; NN (L) Corporate Green Bond Fonds; Sustainalytics öffnet seine Datenbank; DAX 50 ESG – irgendetwas mit Nachhaltigkeit; Tomorrow mit mehr als 25.000 Kunden und „Zero“; Webinar Nachhaltigkeitsratings und -ratingagenturen; Seminar-/Veranstaltungstermine: VÖB Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020; In eigener Sache: Angebote, Seminare, Vorträge, Workshops; Datenschutz/DSGVO

Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.

10. März 2020

Dr. Ralf Breuer

Zwischenbericht Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung

Am 5.3.2020 veröffentlichte der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung seinen Zwischenbericht. Der Schlussbericht der 38köpfigen Arbeitsgruppe (Mitglieder) ist für Ende September 2020 zum Europäischen Sustainable Finance Gipfel am 28.8.2020 in Frankfurt am Main avisiert.

 

Der Zwischenbericht verdient vor dem Hintergrund große Anerkennung, dass der Beirat äußerst heterogen mit den unterschiedlichsten Interessenslagen besetzt ist. Trotzdem wurde ein einheitlicher Bericht ohne Mindermeinungen verfasst. Nach den hoffnungsvollen ersten Ansätzen, die beim Sustainable Finance Gipfel 2019 präsentiert wurden, das der Beirat einen konsistenten Bericht verfasst und die Diskussionen 2019 für inhaltliche Fortentwicklungen genutzt. So wurde insbesondere das Thema „Qualifikationsbedarf“ erkennbar überdacht. Während sich die Überlegungen bei der ersten Vorstellung noch vorrangig auf Mitarbeiter mit Kundenkontakt richteten, stehen nunmehr die Führungskräfte stärker im Fokus.

Leider wirken die Vorschläge deutlich ‚akademischer‘ bzw. abstrakter als notwendig. Viele „Handlungsansätze“, die für weniger vertraute Leser eher innovativ wirken, finden sich in realen innerthematischen Entwicklungen sowohl in der Meinungsbildung als auch in der Praxis wieder. Der Bericht hat es leider versäumt, hier verstärkt Bezüge herzustellen, die die Politik als vorrangigen Adressaten ermutigen könnten, die Ansätze auf den Weg zu bringen.

Als Beispiele seien die verstärkten Aktivitäten von BaFin und Bundesbank genannt, die nur am Rande mit dem „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ gestreift werden. Tatsächlich zeigt eine Analyse des Textes, dass bestimmte Kernbegriffe im Kontext von Sustainable Finance nur spärlich (EU Aktionsplan, BaFin, NGFS) oder gar nicht (BaFin Aufsichtsschwerpunkte, Energiewende, Klimarisiken, Nachhaltigkeitskodex) in dem Dokument.

Völlig versäumt wurde die Darstellung der geschäftspolitischen Perspektiven von Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft. Dabei wären die Wachstumsraten in Verbindungen mit den demoskopischen Trends ein wichtiger Schlüssel für eine verstärkte Akzeptanz der Ergebnisse in der Finanzwirtschaft. In der jüngeren Vergangenheit gab es eine große Zahl von Aussagen aus der Finanzwirtschaft heraus, die dies unterstreichen, so z.B. auch vom Bundesbankpräsidenten und dem Vorstandssprecher der Deutsche Bank AG bei der Finanzmarkttagung der Bundesbank am 29.10.2019: Dokumente und Videos.

Die oben genannten Punkte werde ich auch in die Konsultation zum Zwischenbericht einbringen. Den Bericht in Deutsch und Englisch finden Sie hier.

Basel Komitee zu Klimarisiken

Das Basel Komitee zur Bankenaufsicht hat sich am 26.2./27.2.2020 auch intensiv mit dem Thema Klimarisiken beschäftigt. Die unmittelbaren und mittelbaren Folgen des Klimawandels werden zunehmend zu Themen der Finanzmarktstabilität, die die internationalen Finanzaufseher und Notenbanken beschäftigen. Das Komitee avisierte abschließende Überlegungen bis zum Ende des laufenden Jahres (Pressemitteilung vom 27.2.2020, EN).

NN (L) Corporate Green Bond Fonds

Der niederländische Vermögensverwalter NN (=Nationale Nederlanden) lässt den eigenen Worten „Green Bonds are becoming corporate mainstream“ Taten folgen und legt den dritten Green Bond Fonds auf, der sich auf Unternehmensanleihen konzentriert.

NN hatte bereits einen Fonds auf Green Bonds sowie einen Fonds auf kurzlaufende Greenbonds (Green Bonds Short Duration) im Angebot.

Sustainalytics öffnet seine Datenbank

Sustainalytics trägt dem starken Trend nach der Bereitstellung von Rohdaten Rechnung. Neben den herkömmlichen verdichteten Nachhaltigkeitsratings können die Kunden zukünftig auch Einblick in die zugrunde liegenden Indikatoren bzw. Daten erhalten (Pressemitteilung vom 20.2.2020, EN).

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Publikation vom 9.3.2020 bei FondsTrends: Vom Nice-to-have zum Must-have – ESG-Kommunikation im Asset Management. Wie von der Europäischen Kommission geplant, werden Nachhaltigkeitsindikatoren immer mehr zu einem Standard für Finanzanleger.

DAX 50 ESG – irgendetwas mit Nachhaltigkeit

Am 4.3. lancierte die Deutsche Börse AG den DAX 50 ESG. Am ersten Tag leider zwar mit Echtzeitkursen, aber ohne Angaben über Zusammensetzung und die Indexmethodik. Leider lassen auch die zwischenzeitlich veröffentlichten ergänzenden Informationen kein Urteil zu, wie Nachhaltigkeitskriterien auf die Unternehmensauswahl wirken. Dies wird lediglich pauschal beschrieben: Ausgeschlossen werden Unternehmen „…die gegen die Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen verstoßen sowie Unternehmen, die mit umstrittenen Waffen, Tabak, Kohle (Gewinnung und Stromerzeugung), Kernkraft und militärischen Verträgen zu tun haben. Die verbleibenden Unternehmen werden auf ihre individuellen ESG-Scores hin untersucht, die durch das transparente ESG-Performance-Rating-Modell von Sustainalytics berechnet werden.“ Quelle: Deutsche Börse AG

Die genaue Auswahl der Unternehmen nach Orderbuchgröße, Marktkapitalisierung in Streubesitz und Nachhaltigkeitsratings lässt sich nicht nachvollziehen. Es bleibt eine Auswahl von 50 Unternehmen aus den 120 Indexmitgliedern DAX30, MDax und TecDax, die „irgendetwas mit Nachhaltigkeit“ verbindet. (Indexbeschreibung 4.1.7. S. 34ff.).

Tomorrow mit mehr als 25.000 Kunden und „Zero“

Am 9.3.2020 stieg die bei Tomorrow registrierte Kundenzahl auf 25.091. Das ‚FinTech‘ Tomorrow ist mit seinem Angebot von Girokonto und Zahlungskarte ganz auf Nachhaltigkeit fokussiert. Aus den Interbankvergütungen für Kartenzahlungen werden Schutzmaßnahmen vorwiegend für tropische Regenwälder finanziert.

Am 25.2.2020 wurde neben dem gebührenfreien Basiskonto die kostenpflichtige „Zero“-Variante gestartet. Aus einer Monatsgebühr von € 15 werden € 5 für Projekte zur Kompensation der durchschnittlichen CO2-Verursachung deutscher Bürger (11t p.a.) verwendet. Der verbleibende Betrag entfällt auf Steuern (€ 3) und Kostendeckung des Anbieters (€ 7).

Die Aufnahme des neuen Angebots in Onlineforen war sehr gemischt von „gute Sache“ über „zu teuer“ bis „CO2 hat doch einen viel höheren Preis. Zudem können auch Kompensationsprojekte je nach Perspektive kontrovers diskutiert werden, weshalb das Angebot von „Zero“ viele Diskussions- bzw. Reibungspunkte bietet.

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Webinar Nachhaltigkeitsratings und -ratingagenturen

Am 4.3. führte ich für die Leuphana Universität Lüneburg MBA-Studenten durch das Thema. Das Webinar ist eines von sechs Lerneinheiten des Moduls ‚V6 Sustainable Finance‘ im nebenberuflichen MBA-Studiengang Sustainability Management.

Das Webinar zielte weniger auf die aktuellen institutionellen Gegebenheiten und Angebote für Nachhaltigkeitsratings, sondern vielmehr auf die dynamischen Entwicklungen, die zu einer Konsolidierung von herkömmlichen Finanz(stärke)- und  Nachhaltigkeitsratings führen werden.

Seminar-/Veranstaltungstermine

Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020

Die Academy of Finance der VöB-Service GmbH bietet ab März 2020 den Zertifikatslehrgang Sustainable Finance Manager als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen in Sachen Nachhaltigkeit umfassend aufgebaut werden, um diese anschließend im eigenen Hause in der Praxis umsetzen zu können.

Der Lehrgang ist in der Form eines Blended-Learnings gestaltet und setzt sich aus einem Präsenz-Workshop, drei E-Learning-Modulen sowie einer Online-Abschlussprüfung zusammen.

Der Starttermin am 16.3.2020 und die Zusatztermine am 17. und 18.3.2020  sind bereits ausgebucht. Deshalb bietet die Academy am 23.6. und 28.7.2020 Präsenzworkshops für den Start weiterer Lehrgänge an.

Mehr Informationen und Buchungen: VÖB-Service GmbH Academy of Finance

Eine Beschreibung und einige Hintergründe zum  findet sich im aktuellen Newsletter der Steyler Ethik Bank: Nachhaltige Prozesse anstoßen

In eigener Sache

Neu: Das BaFin Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken – was ist zu tun?

Das Merkblatt wurde am 20.12.2019 veröffentlicht. Es handelt sich zwar ausdrücklich nicht um eine (Regulierungs-)Vorschrift, sondern eine „Orientierungshilfe“, ist aber mit mit seinem sehr klaren Anspruch der Regulierungsbehörde versehen: „Die BaFin erwartet, dass die beaufsichtigten Unternehmen sich mit den entsprechenden Risiken auseinandersetzen.“

Während in den meisten größeren Finanzinstituten bereits mehr oder weniger viele Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit und (CSR-)Berichterstattung gesammelt wurden, ist dies bei kleineren/regionalen Instituten oft nicht der Fall. Allerdings gilt die große Mehrheit in Deutschland: Die Ansprüche der BaFin reichen weit über die vorhandenen Strukturen hinaus!

In einem ersten Workshop sollen deshalb zunächst die spezifischen Ansprüche und Bedarfe zusammengetragen werden. Dies ist im Regelfall schon innerhalb eines Tages zu bewältigen. Daraus lässt sich dann eine spezifische, detailliertere Arbeitsplanung zur Umsetzung des Merkblatts ableiten.

Workshops „In-Trends Nachhaltigkeit“

Kaum gewöhnt hat sich die „Finanzwelt“ an die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in nahezu allen Geschäftsbereichen gewöhnt, schon weisen Trends innerthematisch auf eine veränderte Ausrichtung hin: Weg vom „Rückblick“ auf verschiedene Kriterien (ESG) hin zur zukünftigen Entwicklung, insbesondere auch auf die Veränderungen des Pfads der verursachten Treibhausgase. – Stoff für einen interessanten Workshop von zwei bis drei Stunden bei Ihnen im Hause? Termin + Preis auf Anfrage gerne!.

Angebot Seminare, Vorträge, Workshops

Laut Scope sind in Deutschland mehr als 600 Fonds mit dem Etikett „nachhaltig“ zugelassen. Sie haben ein Gesamtvolumen von annähernd € 200 Mrd. 104 Fonds tragen das im November 2019 vergebene „FNG-Siegel 2020“ des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), für das sich 105 Fonds beworben hatten. Leider hat nahezu jeder Fonds seine eigene Interpretation von Nachhaltigkeit, was die Suche nach passenden Anlageangeboten erschwert. Trotzdem lässt sich der Markt grundsätzlich sehr schnell erschließen

In 1,5 bis 2 Stunden kann schon ein Überblick gewonnen werden, was Nachhaltigkeit ausmacht und wie „aus dem Bauch“ Geldanlagen auf ihre nachhaltige(re) Wirkung beurteilt werden können. Darüber hinaus Hinweise auf die sehr verbreiteten Irrtümer bei „grünen Illusionen“ – Nachhaltigkeit, die es auf den zweiten Blick doch nicht ist.

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Mehr dazu: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops

Datenschutz/DSVO

Durch die ab 25. Mai 2018 in Deutschland geltende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union ist der rechtssichere Versand von Mails auch wenn sie keine unmittelbare Werbung enthalten an die ausdrückliche Zustimmung der Empfänger gebunden.

Sofern Sie zukünftig gezielte und dosierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft per Mail erhalten möchten, bitte ich Sie unter dem nachfolgenden Link um Ihre Zustimmung, wozu ein simples „Ja“ in Verbindung mit Ihrem Namen und Ihrer Mailadresse würde genügen: Datenschutz bei Investabel®. Alternativ können Sie auch eine entsprechende Mail info@investabel.com senden.

Dies betrifft natürlich nur diejenigen Adressaten, die ihre Zustimmung bisher noch nicht gegeben haben.

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