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Titelbild/Bild: Fremdkapital mit Nachhaltigkeitsbezug 2019, Quelle: climatebonds.net

Inhalt: Nachhaltigkeitsratings: Der Markt konsolidiert; ESMA will Nachhaltigkeitsratings regulieren; Nachhaltiges Fremdkapital mit starkem Wachstum; Europäisches Parlament fordert EZB zum Klimaschutz; Nachhaltigkeit ist mehr als Umwelt; Seminar-/Veranstaltungstermine: VÖB Webinar; Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020; In eigener Sache: Angebote, Seminare, Vorträge, Workshops; Datenschutz/DSGVO

Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.

25. Februar 2020

Dr. Ralf Breuer

Nachhaltigkeitsratings: Der Markt konsolidiert

Bisher bildeten „klassische“ Finanz(stärke)ratings und Nachhaltigkeitsratings weitgehend getrennte Welten. Da aber Nachhaltigkeitskriterien immer existenzieller für Unternehmen werden, berücksichtigen die herkömmlichen Ratingagenturen immer stärker die mit fehlender Nachhaltigkeit und dem Klimawandel verbundenen Risiken.

Besonders deutlich wird dies bei der Ratingagentur Moody’s. In ihrem Ausblick 2020 bringt sie den den Trend klar zum Ausdruck: Moody’s – ESG plays growing role in credit outlooks for 2020. Gemeint sind vor allem die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels. „Public interest in preserving natural assets, such as land, water and living things, will increase significantly over the coming years, according to Moody’s 2020 Outlooks. From a credit perspective, matters such as water scarcity, biodiversity, land use, deforestation and food insecurity will put a spotlight on issuers‘ management of resources.“

Moody’s selbst hat im Jahr 2019 bereits entsprechend zu den beschriebenen Trends gehandelt und mit Mehrheitsanteilen an Vigeo Eiris (Nachhaltigkeitsratings) und Four Twenty Seven (Klimadaten und -risiken) die eigenen Kompetenzen deutlich ausgebaut.

Die bekannten Nachhaltigkeitsratings z.B. von imug, ISS oekom, Sustainalytics etc. dürften sich vor diesem Hintergrund erheblich wandeln: 1. Können sie kaum noch isoliert neben den Ratings zur Finanzstärke stehen 2. Müssen sie den Blickwinkel ändern, da sie bisher vorwiegend nach innen und in die Vergangenheit gerichtet waren. Zukünftig wird Nachhaltigkeit vorausschauend zu betrachten sein, wie es auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin mit ihrem Merkblatt „Nachhaltigkeitsrisiken“ von der gesamten Finanzwirtschaft fordert.

ESMA will Nachhaltigkeitsratings regulieren

Als weiterer Treiber für die Standardisierung von Nachhaltigkeitsratings sieht sich die europäische Finanzaufsichtsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority).

Sieht einen starken Bedarf für die Vereinheitlichung der Veröffentlichung nicht-finanzieller Kritierien und damit auch die Notwendigkeit, Nachhaltigkeitsratings stärker zu regulieren, um ihren Aussagewert zu erhöhen. So der Vorsitzende Steven Maijoor in einer bemerkenswerten Rede am 12. Februar 2020 in Dublin:

„In that context, I also want to mention ESG ratings, as they are becoming increasingly
important but the level of public scrutiny and supervision of them, in my view, is far from
optimal. The lack of clarity on the methodologies underpinning those scoring mechanisms and their diversity does not contribute to enabling investors to effectively compare investments which are marketed as sustainable, thus contributing to the risk of greenwashing. Personally I believe that, where ESG ratings are used for investment purposes, ESG rating agencies should be regulated and supervised appropriately by public sector authorities.“

Quelle: Steven Maijoor: Sustainable financial markets: translating changing risks and investor preferences into regulatory action, Rede vor dem European Financial Forum am 12.2.2020 in Dublin

Nachhaltiges Fremdkapital mit starkem Wachstum

Im Jahr 2019 wurden vermehrt nachhaltige Fremdkapitalvarianten platziert. Bei insgesamt USD 245,9 Mrd. lag der Anstieg laute „Climate Bond Initiative“ (climatebonds.net) bei 49% gegenüber dem Volumen von USD 171,1 Mrd. im Vorjahr. Stark an Bedeutung gewinnen „grüne Kredite“, deren Anteil jedoch mit USD 6,8 Mrd. bzw. 2,6% im Vorjahr noch gering war.

Energieprojekte und Gebäude sind zu jeweils 30% die wesentlichen Verwendungszwecke, gefolgt von Transport (rd. 20%) und Wasser (10%). Im Markt ist auch zu beobachten, dass vermehrt Finanzierungskonditionen bei Betriebsmittelfinanzierungen an Nachhaltigkeitsfaktoren gekoppelt werden.

2020-01-20 green proceeds

Quelle: climatebonds.net

Für 2020 erwartet Climate Bonds Initiative ein Gesamtvolumen von USD 350 bis 400 Mrd. S&P geht davon aus, dass das Volumen USD 400 Mrd. übersteigen wird. Starker Wachstumstreiber bleiben laut Moody’s „Green Bonds“ für die ein Emissionsvolumen von USD 300 Mrd. nach USD 238 Mrd. im Vorjahr erwartet wird.

Europäisches Parlament fordert EZB zum Klimaschutz

Das Europäische Parlament verabschiedete mit großer Mehrheit eine Resolution, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Klimawandel in den Fokus ihrer Strategieprüfung stellen solle (Parliament urges ECB to put climate at heart of strategy review). Damit unterstützt das Parlament die Ansicht der EZB-Präsidentin Lagarde, die den Klimawandel als einen Risikotreiber für die Preisstabilität und den Finanzsektor im Allgemeinen sieht. Dies drückte sie sehr deutlich z.B. in einer Rede vom 5.2.2020 in Paris aus: Remarks on the occasion of receiving the Grand Prix de l’Économie 2019 from Les Echos

Nachhaltigkeit ist mehr als Umwelt

Nachhaltigkeit ist mehrdimensional und reicht weit über ökologische Nachhaltigkeit hinaus. Insofern ist die Forderung der hochrangigen EU-Expertengruppe zur privaten Altersvorsorge (High-level group of experts on pensions) in ihrem Schlussbericht absolut folgerichtig. Sie fordert den Blick über die ökologische Dimension hinaus auch auf andere Aspekte von Nachhaltigkeit, z.B. soziale Faktoren. Darüber hinaus würde sie eine breit angelegte Klassifizierung von nachhaltigen Anlagen (Taxonomie) begrüßen, um die Anlage von Mitteln für die Zukunft rechtssicher gestalten zu können. (FINAL REPORT OF THE HIGH-LEVEL GROUP OF EXPERTS ON PENSIONS, S. 70ff.)

Seminar-/Veranstaltungstermine

Webinar: #FinanceForFuture – Klimarisiken & Nachhaltigkeit: Neue Kernthemen für Regulierung, externe Berichterstattung und Geschäftspolitik

Neuer Termin: 6.3.2020, 10 – 11:30h

Weitere Informationen und Buchungen über VÖB-Service Academy of Finance

Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020

Die Academy of Finance der VöB-Service GmbH bietet ab März 2020 den Zertifikatslehrgang Sustainable Finance Manager als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen in Sachen Nachhaltigkeit umfassend aufgebaut werden, um diese anschließend im eigenen Hause in der Praxis umsetzen zu können.

Der Lehrgang ist in der Form eines Blended-Learnings gestaltet und setzt sich aus einem Präsenz-Workshop, drei E-Learning-Modulen sowie einer Online-Abschlussprüfung zusammen.

Der Starttermin am 16.3.2020 und ein erster Zusatztermin am 17.3.2020  sind bereits ausgebucht. Deshalb bietet die Academy bereits am 18.3.2020 mit einem dritten Präsenzworkshop den Start für einen weiteren Lehrgang an.

Mehr Informationen und Buchungen: VÖB-Service GmbH Academy of Finance

Eine Beschreibung und einige Hintergründe zum  findet sich im aktuellen Newsletter der Steyler Ethik Bank: Nachhaltige Prozesse anstoßen

In eigener Sache

Neu: Das BaFin Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken – was ist zu tun?

Das Merkblatt wurde am 20.12.2019 veröffentlicht. Es handelt sich zwar ausdrücklich nicht um eine (Regulierungs-)Vorschrift, sondern eine „Orientierungshilfe“, ist aber mit mit seinem sehr klaren Anspruch der Regulierungsbehörde versehen: „Die BaFin erwartet, dass die beaufsichtigten Unternehmen sich mit den entsprechenden Risiken auseinandersetzen.“

Während in den meisten größeren Finanzinstituten bereits mehr oder weniger viele Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit und (CSR-)Berichterstattung gesammelt wurden, ist dies bei kleineren/regionalen Instituten oft nicht der Fall. Allerdings gilt die große Mehrheit in Deutschland: Die Ansprüche der BaFin reichen weit über die vorhandenen Strukturen hinaus!

In einem ersten Workshop sollen deshalb zunächst die spezifischen Ansprüche und Bedarfe zusammengetragen werden. Dies ist im Regelfall schon innerhalb eines Tages zu bewältigen. Daraus lässt sich dann eine spezifische, detailliertere Arbeitsplanung zur Umsetzung des Merkblatts ableiten.

Workshops „In-Trends Nachhaltigkeit“

Kaum gewöhnt hat sich die „Finanzwelt“ an die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in nahezu allen Geschäftsbereichen gewöhnt, schon weisen Trends innerthematisch auf eine veränderte Ausrichtung hin: Weg vom „Rückblick“ auf verschiedene Kriterien (ESG) hin zur zukünftigen Entwicklung, insbesondere auch auf die Veränderungen des Pfads der verursachten Treibhausgase. – Stoff für einen interessanten Workshop von zwei bis drei Stunden bei Ihnen im Hause? Termin + Preis auf Anfrage gerne!.

Angebot Seminare, Vorträge, Workshops

Laut Scope sind in Deutschland mehr als 600 Fonds mit dem Etikett „nachhaltig“ zugelassen. Sie haben ein Gesamtvolumen von annähernd € 200 Mrd. 104 Fonds tragen das im November 2019 vergebene „FNG-Siegel 2020“ des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), für das sich 105 Fonds beworben hatten. Leider hat nahezu jeder Fonds seine eigene Interpretation von Nachhaltigkeit, was die Suche nach passenden Anlageangeboten erschwert. Trotzdem lässt sich der Markt grundsätzlich sehr schnell erschließen

In 1,5 bis 2 Stunden kann schon ein Überblick gewonnen werden, was Nachhaltigkeit ausmacht und wie „aus dem Bauch“ Geldanlagen auf ihre nachhaltige(re) Wirkung beurteilt werden können. Darüber hinaus Hinweise auf die sehr verbreiteten Irrtümer bei „grünen Illusionen“ – Nachhaltigkeit, die es auf den zweiten Blick doch nicht ist.

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Mehr dazu: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops

Datenschutz/DSVO

Durch die ab 25. Mai 2018 in Deutschland geltende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union ist der rechtssichere Versand von Mails auch wenn sie keine unmittelbare Werbung enthalten an die ausdrückliche Zustimmung der Empfänger gebunden.

Sofern Sie zukünftig gezielte und dosierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft per Mail erhalten möchten, bitte ich Sie unter dem nachfolgenden Link um Ihre Zustimmung, wozu ein simples „Ja“ in Verbindung mit Ihrem Namen und Ihrer Mailadresse würde genügen: Datenschutz bei Investabel®. Alternativ können Sie auch eine entsprechende Mail info@investabel.com senden.

Dies betrifft natürlich nur diejenigen Adressaten, die ihre Zustimmung bisher noch nicht gegeben haben.

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