English abstract: Digitization and regulation are top of the (problem) list of the German financial sector, sustainability and sustainable (green) finance are not. In Germany, sustainable finance is still in a niche stadium while filling the niche of the biggest bank’s ATMs in France. Disregarding the strong interdepencies between the three issues, work is organized in silos, mostly by completely differently minded (and educated) people hardly talking to each other. One may easily unbundle a bank, but not it’s problems. But this is what Ger,am banks actually do.

Digitalisierung und Regulierung sind anerkannte Großthemen der deutschen Kreditwirtschaft, Nachhaltigkeit nicht. Die Wechselwirkungen und geschäftspolitisch gleichrangige Bedeutung der drei Themen ist bisher nur in Teilen erkannt, so dass sich die jeweiligen Verantwortlichen in den Kreditinstituten nur selten wirklich begegnen. Tatsächlich sind die Themen sehr viel enger verwoben und müssten deshalb auch intern verbunden bearbeitet werden.

Foto: Ralf Breuer

12. Oktober 2017

Dr. Ralf Breuer

Nachhaltigkeit gegen alle Trends noch Nischenthema

Im deutschen Bankenmarkt erscheint Nachhaltigkeit als Nischenthema bei Banken wie Ethikbank, Evenord Bank, GLS Bank, Triodos Bank, den Kirchenbanken & Co.. In Frankreich füllt der Anspruch auf Nachhaltigkeit bereits die Nische an den Geldautomaten der größten Bank des Landes Crédit Agricole (s. Beitragsfoto). Fünf der sieben größten französischen Banken haben nachhaltige Entwicklung bereits eng im geschäftspolitischen Fokus und die Themenwoche (vgl. Nachhaltigere Finanzwirtschaft – Nummer Zwölf) war prall gefüllt mit hochkarätigen Veranstaltungen.

Auch in Spanien hat Nachhaltigkeit bereits einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erreicht. Bei der Großbank BBVA bestehen zwei Twitterkanäle (@BBVABancaReponsa und @BBVAMomentum), die seit Jahren rege Informationen verbreiten und rund von 8.000 Nutzern verfolgt werden. Das hat manche größere deutsche Bank nicht einmal näherungsweise im „offiziellen“ Kanal. Am Rande: Dem Innovationskanal @BBVAOpenInnovation folgen mehr als 50.000 Nutzer, was bei mancher großer Bank nicht der Fall ist.

Klischee: Die Themenwelt der Banken ist streng geteilt

In der deutschen Kreditwirtschaft wird die reale Welt in unterschiedliche Verantwortungsbereiche mit verschiedenartigen Charakteren aufgeteilt: Die Digitalisierung machen Techniker/Nerds, die Regulierung Juristen/Bürokraten und die Nachhaltigkeit irgendwer – vielleicht ein Philosoph, zumeist eher eine Art „Gutmensch“. Nachhaltigkeit ist überwiegend in Stabs- oder Kommunikationsabteilungen „beauftragt“, nur selten wirklich „Chefsache“. Nur ausnahmsweise dürfte man die drei Bereiche auf Augenhöhe am gleichen Tisch sehen.

Nachhaltigkeit wird gerade Regulierungsthema

Bisher wurde Nachhaltigkeit eher in Hinblick auf die  ab 2017 geltenden (CSR-)Berichtspflicht für Banken ab 500 Mitarbeitern gesehen. In den letzten Wochen haben sich einige prominente Vertreter der Finanzmarktregulierung positioniert: EU-Kommission, Deutsche Bundesbank und die niederländische Zentralbank werden nachhaltige Aspekte in die Regulierung einbringen, z.B. Klimarisiken. Die EU hat hierzu eine Expertenkommission mandatiert, die zum Jahresende einen abschließenden Bericht vorlegt. – Quellen und einige Informationen in Nachhaltigere Finanzwirtschaft – Nummer Zwölf und einigen weiteren Beiträgen im Blog).

Regulierung ist bereits Digitalisierungsthema

Das sich die Regulierung mit der Digitalisierung, also den technikbasierten Dienstleistern FinTech beschäftigt wird allgemein wahrgenommen. Nicht aber, dass sich Dienstleister (RegTech) und Regulierer mit der der Digitalisierung von regulatorischen Prozessen (SupTech) beschäftigen.

Nur ein kleinerer Teil der Investitionen in FinTech ist auf neue Marktangebote für Endkunden gerichtet. Ein großer Teil aber auch auf regulatorische Prozesse und Compliance. In den Kategorien „InsurTech“ und „Investment“ ist ein erheblicher Anteil der Geschäftsmodelle auf Regulatorik und Compliance ausgerichtet.

Gemäß Fintech Global werden seit 2014 bei etwa 70 Transaktionen rund USD 600 Mio. in sog. RegTech investiert – jährlich und mit steigender Tendenz. Damit erreicht das Volumen in etwa die für Deutschland in der obigen Darstellung ermittelte Größenordnung für alle FinTech.

RegTech wirken dem entgegen, was die deutsche Kreditwirtschaft so massiv beklagt, nämlich dem stetigen Regulierungsdruck. Zusätzlich helfen die Anwendungen, Prozesse gleichzeitig zu beschleunigen und gegenüber (menschlichen) Risiken abzusichern. Dies haben auch die Regulierungsbehörden erkannt und befassen sich ihrerseits mit technischen Instrumenten für die Anwendung von Regulierung, sogenannten „SupTech“ (von supervisory technology). In Deutschland ist dieser Bereich vergleichsweise schwach vertreten, wie die nachfolgende Übersicht über die Standorte der von FinTech Global erfassten Unternehmungen deutlich macht.

Und nebenbei: Diese Entwicklung hilft auch, aufwendige manuelle Tätigkeiten bis hin zur Prüfung zur reduzieren und damit Freiraum für interessantere Aufgaben zu schaffen. Und RegTech/SupTech bieten die Chance, dass eine in Hinblick auf Nachhaltigkeit „andere“ Regulierung nicht automatisch zu einem „Mehr“ führen muss.

Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein Digitalisierungsthema

Die Mehrzahl der marktorientierten FinTech zielt auf (mehr oder weniger bewusst) un(ter)versorgte Kundengruppen. Selbst in ärmsten Schwellenländern werden elektronische Lösungen auf der Grundlage von Mobilfunknetzen eingeführt. FinTech sind kein Thema allein für das Silicon Valley. Allein für Nigeria wurden 56 neue Anbieter gezählt. Dabei beschränken sich die Entwicklungen nicht nur auf den Zahlungsverkehr, sondern zielen auch auf Versicherungs- und Handelslösungen. Einen aktuellen Überblick über 50 Fintech weltweit findet sich bei Financial IT.

Auch in der entwickelten Welt dominiert mehr eine „Demokratisierung“ von Finanzdienstleistungen als die wirkliche Innovation: So erschließen bspw. „Robo-Advisor“ schlicht Leistungen für neue Kundengruppen.

Fazit

Nachhaltigkeit ist ein geschäftspolitisches Großthema mit starken Trends in Gesellschaft, Politik und Regulierung. Die inhaltliche Verknüpfung mit den Themen Digitalisierung und Regulierung wird in Deutschland vielfach (noch) nicht ganz wahrgenommen. Das benachbarte europäische Ausland ist in dieser Hinsicht teilweise deutlich voraus. Änderungen sollen mit dem Hub for Sustainable Finance (H4SF) angestossen werden, dessen erste größere Veranstaltung am 23. Oktober 2017 in Frankfurt stattfindet.

Und zum guten Schluss: Ein exotisches Beispiel, wie ein Zahlungsdienst nicht nur reales Nutzerverhalten beeinflusst, sondern auch für Verbesserung einer Landschaft sorgt, finden Sie in Green Digital Finance.

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Aktuelles – Nachhaltigere Finanzwirtschaft Nummern Vierzehn bis Eins