2019-12-20 BaFin Merkblatt final Nachhaltigkeitsrisiken Titel

Titelbild/Bild: Deckblatt des BaFin „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ vom 20.12.2019

Inhalt: BaFin Merkblatt Nachhaltigkeitsrisiken; Bank of England kündigt Stresstest auf Klimarisiken an; Handbuch neue EU-Benchmarks; Kredite mit Nachhaltigkeitsbezug wachsen; ESG-ETFs mit neuem Rekord; Klimaschutz in Nachbarländern; Seminar-/Veranstaltungstermine: VÖB Webinar; Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020; In eigener Sache: Angebote, Seminare, Vorträge, Workshops; Datenschutz/DSGVO

Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.

7. Januar 2020

Dr. Ralf Breuer

BaFin Merkblatt Nachhaltigkeitsrisiken

Das „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ der BaFin wurde am 20.12.2019 offiziell veröffentlicht. Es ist inhaltlich gegenüber der bis zum 3.11.2019 konsultierten Fassung kaum verändert. Es handelt sich zwar ausdrücklich nicht um eine (Regulierungs-)Vorschrift, sondern eine „Orientierungshilfe“, ist aber mit mit seinem sehr klaren Anspruch der Finanzaufsicht versehen: „Die BaFin erwartet, dass die beaufsichtigten Unternehmen sich mit den entsprechenden Risiken auseinandersetzen.“

Während in den meisten größeren Finanzinstituten bereits mehr oder weniger viele Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit und (CSR-)Berichterstattung gesammelt wurden, ist dies bei kleineren/regionalen Instituten oft nicht der Fall. Allerdings gilt wohl für die meisten Finanzunternehmen Deutschland: Die Ansprüche der BaFin reichen weit über die vorhandenen Strukturen und Berichtspflichten hinaus!

Im Kern erwartet die Finanzdienstleistungsaufsicht:

  • Eine strategische Sicht auf der Leitungsebene
  • Eine bereichsübergreifende Sicht auf die Risiken (und die Chancen)
  • Externe und interne Kommunikation über den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken
  • Die Bereitstellung angemessener personeller und finanzieller Ressourcen

Die BaFin stellt diese Erwartungen ausdrücklich unter den Proportionalitätsgrundsatz, was sachgerecht erscheint, die Anforderungen aber in keiner Weise aufweicht. Gerade bei kleineren Finanzinstituten mit geringer regionaler Reichweite ergeben sich sehr spezifische Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen aus dem jeweiligen Kontext.

Den Text der BaFin finden Sie hier: Merkblatt Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken 20.12.2019

Bank of England kündigt Stresstest auf Klimarisiken an

Nach der dänischen Zentralbank hat nun auch die Bank of England (BoE) einen Stresstest für unmittelbare und mittelbare Klimarisiken angekündigt. Hierzu wurde am 18.12.2019 eine Konsultation eingeleitet. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der größten Finanzinstitute sowie die Anfälligkeit des Finanzsystems insgesamt auf die Probe zu stellen. Die BoE wählte hierzu ein „granulares“ Vorgehen auf der Basis von Kontrahentenrisiken und mit einem auf 30 Jahre gerichteten deutlich längeren Zeithorizont als üblich.

Das (veröffentlichte) Ergebnis wird ein Gesamtbefund des Finanzsystems für die Anfälligkeit auf Klimarisiken sein. Einzelergebnisse sollen nicht veröffentlicht werden.

Das Konsultationspapier und weitere Dokumente finden Sie hier (EN).

In einem ersten Interview mit der Börsenzeitung stellt auch die frühere Wirtschaftsweise und neue EZB-Direktorin Isabel Schnabel fest: „Viele sind der Ansicht, dass die Klimarisiken bei der Bewertung von Kreditrisiken noch nicht angemessen berücksichtigt sind. Das betrifft dann die Regulierung und Bankenaufsicht, aber genauso den Sicherheitsrahmen der EZB.” Das Thema beschäftigt nahezu alle Zentralbanken und Aufsichtsbehörden. Die EZB hat hierzu auch einen eigenen Bereich auf ihrer Internetseite: Climate change and the ECB

Handbuch neue EU-Benchmarks

Gewissermaßen als „Ferienlektüre“ veröffentlichte die technische Expertengruppe (TEG) „Sustainable Finance“ noch ein Handbuch zu den im Aktionsplan vorgesehenen Benchmarks zu Nachhaltigkeit („HANDBOOK OF CLIMATE TRANSITION BENCHMARKS, PARIS-ALIGNED BENCHMARK AND BENCHMARKS’ ESG DISCLOSURES“). Zunächst erscheint dies mit 171 Seiten als (ge-)wichtiges Zusatzdokument, ist allerdings eher 24 Seiten häufig an die TEG gestellte Fragen mit einem ausführlichen Anhang zu Sektorklassifikationen.

Im Kern ändert das Dokument nichts: Die EU-Kommission wird einen Mindeststandard für zu veröffentlichende Nachhaltigkeitskriterien setzen, unternehmerische „Dekarbonisierungstrategien“ werden zu einem neuen Maßstab für weite Teile der Finanzmärkte (vgl. Nummer Zweiundachtzig vom 10.12.2019).

Das Originaldokument finden Sie hier.

Kredite mit Nachhaltigkeitsbezug wachsen

Laut Bloomberg hat sich das Volumen von neuen (Groß-)Krediten mit Nachhaltigkeitsbezug (Sustainability-linked loans) im vergangenen Jahr von USD 60,5 Mrd. 2018 auf USD 78 Mrd. im Jahresverlauf 2019 erhöht. Am 13.12.2019 berichtete Bloomberg über eine revolvierende Kreditlinie von USD 10 Mrd. für Royal Dutch Shell . Mit einem Konsortium von 25 Kreditgebern wurde eine Verzinsung in Abhängigkeit von Nachhaltigkeitskriterien vereinbart (Bloomberg 13.12.2019 (EN)).

ESG-ETFs mit neuem Rekord

Wie nahezu alle nachhaltigen Finanzinstrumente verzeichneten gemäß Bloomberg auch „nachhaltige“ ESG-ETFs 2019 mit USD 8 Mrd. einen neuen Volumenrekord. Immer mehr Vermögensverwaltungen wählen ETFs mit Nachhaltigkeitsstandards als Kerninvestment.

Klimaschutz in Nachbarländern

Am 20.12.2019 verurteilte das oberste niederländische Gericht (Hoge Raad der Nederlanden) den Staat in dritter und letzter Instanz zu einer Verschärfung des Klimaschutzes. Bereits 2015 entschied ein Gericht in Den Haag, dass der Ausstoß von Treibhausgasen bis Ende 2020 um 25% gegenüber dem Wert von 1990 gesenkt werden müsse. Die Regierung verfolgt dagegen ein Ziel von 20%, das wahrscheinlich knapp erreicht werden kann: Pressemitteilung zum Urteil vom 20.12.2019 (EN).

Gleich zum Beginn des Jahres beschloss das dänische Parlament (Folkinget) mit großer Mehrheit ein ehrgeiziges Klimaziel: Der Ausstoß von Treibhausgasen soll bis 2030 um 70% gegenüber dem Wert von 1990 sinken (Bericht Frankfurter Rundschau 6.1.2019: fr.de).

Am 4.1.2020 hat der „Bundeskongress“ der Grünen in Österreich den Eintritt in eine Regierungskoalition mit der ÖVP gebilligt. Ein Kernelement des Koalitonsvertrags ist ein ehrgeiziger Plan für den Klimaschutz. Danach soll das Land zehn Jahre früher als die Europäische Union bereits im Jahr 2040 klimaneutral werden. Die Stromversorgung soll dann zu 100% mit erneuerbarer Energie erfolgen. Derzeit wird u.a. auch Atomstrom aus der benachbarten Slowakei bezogen. Die Details für die Umsetzung der Vorhaben müssen allerdings noch ausgearbeitet werden (Bericht: zeit.de 2.1.2020).

In Deutschland bleibt es bei der einhelligen Unzufriedenheit mit dem „Klimaschutzpaket“ der Bundesregierung. In sozialen Medien wird u.a. deshalb der Bundeswirtschaftminister an frühere Aussagen erinnert:

 

Seminar-/Veranstaltungstermine

Webinar: #FinanceForFuture – Klimarisiken & Nachhaltigkeit: Neue Kernthemen für Regulierung, externe Berichterstattung und Geschäftspolitik

Neuer Termin: 6.3.2020, 10 – 11:30h

Weitere Informationen und Buchungen über VÖB-Service Academy of Finance

Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“ ab März 2020

Die Academy of Finance der VöB-Service GmbH bietet ab März 2020 den Zertifikatslehrgang Sustainable Finance Manager als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen in Sachen Nachhaltigkeit umfassend aufgebaut werden, um diese anschließend im eigenen Hause in der Praxis umsetzen zu können.

Der Lehrgang ist in der Form eines Blended-Learnings gestaltet und setzt sich aus einem Präsenz-Workshop, drei E-Learning-Modulen sowie einer Online-Abschlussprüfung zusammen.

Ein erster Lehrgang mit Beginn am 16.3.2020 ist bereits ausgebucht. Deshalb bietet die Academy bereits am 17.3.2020 einen zweiten Präsenzworkshop als Start für einen weiteren Lehrgang an.

Mehr Informationen und Buchungen: VÖB-Service GmbH Academy of Finance

In eigener Sache

Neu: Das BaFin Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken – was ist zu tun?

Das Merkblatt wurde am 20.12.2019 veröffentlicht. Es handelt sich zwar ausdrücklich nicht um eine (Regulierungs-)Vorschrift, sondern eine „Orientierungshilfe“, ist aber mit mit seinem sehr klaren Anspruch der Regulierungsbehörde versehen: „Die BaFin erwartet, dass die beaufsichtigten Unternehmen sich mit den entsprechenden Risiken auseinandersetzen.“

Während in den meisten größeren Finanzinstituten bereits mehr oder weniger viele Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit und (CSR-)Berichterstattung gesammelt wurden, ist dies bei kleineren/regionalen Instituten oft nicht der Fall. Allerdings gilt die große Mehrheit in Deutschland: Die Ansprüche der BaFin reichen weit über die vorhandenen Strukturen hinaus!

In einem ersten Workshop sollen deshalb zunächst die spezifischen Ansprüche und Bedarfe zusammengetragen werden. Dies ist im Regelfall schon innerhalb eines Tages zu bewältigen. Daraus lässt sich dann eine spezifische, detailliertere Arbeitsplanung zur Umsetzung des Merkblatts ableiten.

Workshops „In-Trends Nachhaltigkeit“

Kaum gewöhnt hat sich die „Finanzwelt“ an die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in nahezu allen Geschäftsbereichen gewöhnt, schon weisen Trends innerthematisch auf eine veränderte Ausrichtung hin: Weg vom „Rückblick“ auf verschiedene Kriterien (ESG) hin zur zukünftigen Entwicklung, insbesondere auch auf die Veränderungen des Pfads der verursachten Treibhausgase. – Stoff für einen interessanten Workshop von zwei bis drei Stunden bei Ihnen im Hause? Termin + Preis auf Anfrage gerne!.

Angebot Seminare, Vorträge, Workshops

Laut Scope sind in Deutschland 641 Fonds mit dem Etikett „nachhaltig“ zugelassen. Sie haben ein Gesamtvolumen von rund € 160 Mrd. 65 Fonds tragen das im November 2018 vergebene „FNG-Siegel 2019“ des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), für das sich 66 Fonds beworben hatten. Leider hat nahezu jeder Fonds seine eigene Interpretation von Nachhaltigkeit, was die Suche nach passenden Anlageangeboten erschwert. Trotzdem lässt sich der Markt grundsätzlich sehr schnell erschließen

In 1,5 bis 2 Stunden kann schon ein Überblick gewonnen werden, was Nachhaltigkeit ausmacht und wie „aus dem Bauch“ Geldanlagen auf ihre nachhaltige(re) Wirkung beurteilt werden können. Darüber hinaus Hinweise auf die sehr verbreiteten Irrtümer bei „grünen Illusionen“ – Nachhaltigkeit, die es auf den zweiten Blick doch nicht ist.

Ein weiteres Format ergab sich aus der Mitgestaltung der FridaysForFuture Demonstration am 12.4.2019. Das für den öffentlichen Raum gedachte Konzept läßt sich, z.B. mit spielerischen Elementen verbunden, sehr gut auch für jüngere und ältere Gruppen in der Zivilgesellschaft verwenden. –

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Mehr dazu: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops

Datenschutz/DSVO

Durch die ab 25. Mai 2018 in Deutschland geltende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union ist der rechtssichere Versand von Mails auch wenn sie keine unmittelbare Werbung enthalten an die ausdrückliche Zustimmung der Empfänger gebunden.

Sofern Sie zukünftig gezielte und dosierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft per Mail erhalten möchten, bitte ich Sie unter dem nachfolgenden Link um Ihre Zustimmung, wozu ein simples „Ja“ in Verbindung mit Ihrem Namen und Ihrer Mailadresse würde genügen: Datenschutz bei Investabel®. Alternativ können Sie auch eine entsprechende Mail info@investabel.com senden.

Dies betrifft natürlich nur diejenigen Adressaten, die ihre Zustimmung bisher noch nicht gegeben haben.

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