Beitragsbild: https://www.gls.de/privatkunden/gls-bank/zahlen-fakten/
Inhalt: GLS Bank – Erfolgsmodell Nachhaltigkeit; EU Taxonomie – regulatorisches Monster im Raum ?; ESMA fordert Regulierung von Nachhaltigkeitsdaten; Nachhaltigkeit – Daten, Daten, Daten Seminar/Veranstaltungstermine: VÖB Zertifizierter Kundenberaterlehrgang für nachhaltige Geldanlagen (MiFIDII); VÖB Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“; Angebot: Schulung/Beratung Deutscher Nachhaltigkeitskodex; Datenschutz/DSGVO
Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.
3. Februar 2021
(aktualisiert 4.2.21: Berichtigte Zahlenübersicht GLS Bank als Beitragsbild und im Text)
Dr. Ralf Breuer
GLS Bank – Erfolgsmodell Nachhaltigkeit
Im Jahr 2007 hatte die GLS Bank noch eine Bilanzsumme unter € 1 Mrd., 2020 überstieg sie die Marke von € 8 Mrd. Keine der in der Übersicht aufgeführten Kennzahlen mit mit Ausnahme der Zahl der Beschäftigten wuchs um weniger als 12%.
Quelle: https://www.gls.de/privatkunden/gls-bank/zahlen-fakten/
Im Gegensatz zu vielen anderen Ergebnisberichten steht gegen diese starken Wachstumszahlen auch eine sehr positive Entwicklung der Gewinn- und Verlustrechnung, also ein sehr profitables Wachstum:
Quelle: Präsentation Bilanzpressekonferenz am 1.2.2021 (per Mail), S. 13
Und auch im Fondsgeschäft kann die Bank erneut Erfolge berichten. Das Volumen der hauseigenen Fonds stieg im Jahresverlauf 2020 um 46%, wobei keine Angaben zu den netto neu zugeflossenen Mitteln
Quelle: Präsentation Bilanzpressekonferenz am 1.2.2021 (per Mail), S. 10
Besonders positiv hat sich der B.A.U.M. Fair Future Fonds entwickelt, mit dem der Mittelstand nachhaltig gestärkt werden soll. Er konnte sein Volumen in den vergangenen zwölf Monaten von 30 auf 82 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Auch das verwaltete Vermögen des GLS Bank Klimafonds, der einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten will, stieg von 79 auf 142 Mio. Euro.
Nicht jedes Kreditinstitut mag der radikalen Ausrichtung der GLS Bank an Nachhaltigkeit und Klimaschutz folgen wollen, aber erneut belegen die Zahlen den Erfolg eines auf Werte ausgerichteten Geschäftsmodells. Dies gilt in Deutschland für knapp 20 Häuser, die seit der Finanzkrise 2008 eine überdurchschnittliche Geschäftsentwicklung hatten. Insofern braucht es nicht immer einen „radikal grünen Anstrich“ wie bei der GLS.
Radikalität oder eher Konsequenz scheint dagegen aber im Fondsgeschäft angebracht, wo sich dies in ansprechenden Verkaufszahlen niederschlägt. Der „Bauch“ der Privatanleger*innen verträgt keine Produkte, die „irgendwas mit Nachhaltigkeit“ anbieten. Sie wollen klar eine Wirkungsrichtung in den Fondsprodukten erkennen können. Nicht ohne Grund dümpeln viele jahrzehntealte Fonds „mit irgendwelchen Werten“ im Bereich kleiner Volumina, während beispielsweise der FairWorldFonds aktuell ein Volumen von €1,46 Mrd. erreicht hat (Quelle: Union Investment, 2.2.2021).
Einen weiteren Hinweis auf die Erfolgsträchtigkeit von Nachhaltigkeit im Finanzsektor berichteten ebenfalls am 1.2.2021 (per Mail) das FinTech Tomorrow aus Hamburg: 5.000 neue Registrierungen in den letzten vier Wochen ließen die Gesamtzahl auf 55.333 (Stand 2.2.2021) steigen. Interessant wird sein, wie hoch der Anteil des nicht kostenfreien „Zero“ Modells (€15 p.m. inklusive Kompensation 1t CO2) dabei sein wird. Er war zuletzt nach Einführung einer auf Holzbasis hergestellten Kreditkarte leicht von zuvor unter 4% auf 5% angestiegen (vgl. Nachhaltigere Finanzwirtschaft 2021 eins.
EU Taxonomie – regulatorisches Monster im Raum ?
Verändernde Phänomene bzw. Ereignisse, die Raum stehen, aber noch nicht richtig gefasst werden (möchten) heißen im Englischen „Elefant im Raum“. So etwa hat die deutsche Kreditwirtschaft bis dato die EU Taxonomie behandelt: Seit 2018 ist klar, dass sie kommt, seit 2019 sind die Grundzüge erkennbar, aber vielleicht trotz oder wegen ihres Umfangs von über 400 Seiten, ihrer thematischen Unvollständigkeit und ihrer Komplexität schien sie in Deutschland eher ignoriert als akzeptiert. Dies hat sich offenbar etwas gewandelt wie eine gemeinsame Umfrage von VÖB-Service GmbH und Cofinpro AG gezeigt hat (vgl. Nachhaltigere Finanzwirtschaft 2021 eins).
In einem Blogbeitrag vom 27.1.2021 greift der Bundesverband deutscher Banken (Bankenverband) das Thema auf und kann der Taxonomie im allgemeinen und insbesondere auch für das Kreditgeschäft positive Aspekte erkennen. Grundlage für den Artikel ist kürzlich erschienene Studie gemeinsame des Europäischen Bankenverbands (EBF) mit dem United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP FI). Bei dieser Studie erprobten 25 europäische Banken die Taxonomie an 40 Anwendungsfällen.
Der Blogbeitrag des Bankenverbands resümiert:
„Nach den dabei gewonnenen Erkenntnissen liegen die Hauptvorteile der Taxonomie darin,
- den Kunden Orientierungshilfen zu geben; je besser dies gelingt, umso mehr Vertrauen kann aufgebaut werden,
- eine homogene Bewertung der Umweltperformance und Übergangspfade der Kunden zu ermöglichen,
- die Verfügbarkeit und Qualität von Unternehmensdaten für Nachhaltigkeit zu verbessern,
- gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Bankenbranche zu schaffen
- und last but not least das berüchtigte „Greenwashing“ zu reduzieren, wenn nicht sogar zu verhindern.“
Für das Kreditgeschäft der Verbandsmitglieder formuliert der Beitrag schlussfolgernd:
„Die Anwendung der Taxonomie im Kreditgeschäft ist freiwillig. Immer mehr Unternehmen wollen jedoch wissen, welchen Einfluss die Taxonomie auf den Kreditprozess hat. Zudem wird die EU-Taxonomie weltweit wahrgenommen, weitere Länder verabschieden eigene Taxonomien. Es ist also sinnvoll, Beratungskompetenz zu entwickeln – um auf Fragen der Kunden vorbereitet zu sein und aktiv an der Sustainable-Finance-Diskussion teilzunehmen, anstatt vom Spielfeldrand aus zuzuschauen.“
Quelle: EU-Taxonomie: Kulturwandel im Kreditgeschäft? Erste Anwendungsprojekte bieten Anhaltspunkte, bankenverband 27.1.2021
Bis dato standen aber die großen Interessensverbände der deutschen Kreditwirtschaft eben gerade eher am „Spielfeldrand“. – Zeitenwandel bei Nachhaltigkeit, SustainableFinance ?!
Ein nicht zu ignorierendes Problem ist die Verfügbarkeit von Daten, insbesondere auch für kleine und mittlere Unternehmen. Hinzu kommt die Uneinheitlichkeit der Datenerhebung und -aufbereitung durch Dienstleister, z.B. Agenturen Nachhaltigkeitsratings. Hier sind die laufende Konsolidierung im Ratingmarkt, die Öffnung der Datenbestände bei verschiedenen Dienstleistern und auch ein Verstoß der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA (s.u.) hilfreich.
Verschieden Unternehmen und Gruppierungen bereiten bereits Werkzeuge vor, mit denen Finanzunternehmen ihre Vermögenspositionen an die Taxonomie angleichen können. Die verstärkten Anstrengungen um Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit – z.B. auch in der Selbstverpflichtung der Sparkassen (siehe Nummer Siebenundneunzig) – lassen erwarten, dass auch kleine und mittlere Unternehmen sehr schnell bei der Kreditvergabe mit Kriterien der Taxonomie in Berührung kommen werden.
ESMA fordert Regulierung von Nachhaltigkeitsdaten
Mit einem Schreiben vom 29.1.2021 fordert die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA die EU Kommission zu einer verstärkten Regulierung der Erhebung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten auf. Damit würde tatsächlich auch das Feld für die Taxonomie weiter geebnet. Die ESMA verstärkt damit Forderungen, die bereits von den Regulierungen in Frankreich und den Niederlanden geäußert wurden.
Bis dato erheben die verschiedenen Dienstleister bzw. Agenturen für Nachhaltigkeitsratings ihre Daten a) sehr unterschiedlich und b) bereiten sie abweichend auf. Damit sind die Einschätzung ein und desselben Sachverhalts – Nachhaltigkeitsaspekte von Unternehmen – kaum vergleichbar und nur gering (oft nur 50 bis 60%) miteinander korreliert. Mit ihrem Vorstoß zur Vereinheitlichung von Datenanalyse und Aufbereitung (z.B. Ratings) trifft die ESMA exakt die Schwächen der aktuellen Situation und die von der (Finanz-)Praxis beklagten Defizite.
Brief der ESMA vom 29.1.2021: ESMA CALLS FOR LEGISLATIVE ACTION ON ESG RATINGS AND ASSESSMENT TOOLS
Nachhaltigkeit – Daten, Daten, Daten
Die Forderungen der ESMA verstärken eine bereits laufende Entwicklung: Viel Konsolidierung unter den Ratinganbietern und vermehrte Bereitstellung von Rohdaten an die Nutzer. Zudem werden Unternehmen auch regulatorisch immer mehr zur Veröffentlichung von Klima- und anderen Nachhaltigkeitsdaten in die Pflicht genommen. Vor diesem Hintergrund ist eine Standardisierung und Qualitätssicherung zu begrüßen. Hierzu hat für Deutschland kürzlich auch das Umweltbundesamt eine deutliche Empfehlung ausgesprochen: Viele Unternehmen unterschätzen Risiken des Klimawandels, 28.1.2021.
Immer mehr Dienstleister öffnen ihre Datenbanken für ihre (zahlenden) Kunden oder sogar evtl. mit Einschränkungen für die breite Öffentlichkeit. Unlängst öffnete Refinitiv (früher ein Teil von Thomson Reuters) seine Nachhaltigkeitsbewertungen für eine freie, nicht-kommerzielle Nutzung: Press Release 27.1.2021 (EN). Das Unternehmen erwartet mit diesem Schritt, dass die Unternehmen eine aktivere Rolle bei der Bereitstellung und Pflege einnehmen können.
Seminar-/Veranstaltungstermine
Zertifizierter Kundenberaterlehrgang nachhaltige Geldanlagen (MifidII)
Die Academy of Finance der VÖB-Service GmbH bietet ab März 2021 den Zertifizierten Kundenberaterlehrgang nachhaltige Geldanlagen (MifidII) als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen von Kundenbetreuer*innen im Kundengespräch aufgebaut und geschult werden. Spätestens ab 2022 wird es gemäß MifidII zur Pflicht, in der Kundenberatung „Nachhaltigkeitspräferenzen“ zu erfragen und dies im Beratungsprotokoll zu dokumentieren.
MifidII wird nicht zur Beratung über nachhaltige Geldanlagen oder gar zu aktiven Produktangeboten verpflichten. Allerdings wird durch die neuen Vorschriften Nachhaltigkeit thematisiert, worauf weite Teile der Berater*innen in der Finanzwirtschaft nur schlecht vorbereitet sind.
Der Lehrgang ist in der Form eines „Blended Learning“ gestaltet und setzt sich aus drei Onlineseminaren, fünf E-Learnings und einem Präsenzworkshop zusammen. Im Workshop werden praxisnah Gesprächssituationen über nachhaltige Anlageprodukte trainiert und auch integriert die Abschlussprüfung absolviert.
Der Start mit dem ersten Onlineseminar ist am 3.3.2021 geplant, der erste Abschlusstermin am 6.5.2021 in Bonn. Die Academy bietet damit in einem kompakten Format die Möglichkeit, Mitarbeiter*innen umfassend zum Thema Nachhaltigkeit in der Kundenberatung zu qualifizieren.
Mit Ausnahme des Abschlussworkshop sind alle Module auch einzeln buchbar. Maßgeschneiderte Angebote für Gruppen aus einem Unternehmen sind auf Anfrage ebenfalls möglich.
Weitere Informationen und Buchungen: VÖB-Service Academy of Finance
Eine Darstellung der aktuellen regulatorischen Entwicklung, die das Angebot des Lehrgangs motiviert, erschien am 19.1.2021 im Newsletter der Steyler Ethik Bank.
Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“
Die Academy of Finance der VÖB-Service GmbH bietet seit März 2020 den Zertifikatslehrgang Sustainable Finance Manager als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen in Sachen Nachhaltigkeit umfassend aufgebaut werden, um diese anschließend im eigenen Hause in der Praxis umsetzen zu können.
Der Lehrgang ist in der Form eines Blended-Learning gestaltet und setzt sich aus einem Online-Workshop, drei E-Learning-Modulen sowie einer Online-Abschlussprüfung zusammen.
Der Starttermin am 16.3.2020 und die Zusatztermine am 17. und 18.3.2020 sowie der Starttermin am 23.6. waren ausgebucht. Am 28.7.2020 und 1.10.2020 starteten zwei weitere Lehrgangsgruppen gestartet.
Nächster virtueller Workshop als Modul 1 des Lehrgangs: 24.2.2020.
Mehr Informationen und Buchungen: VÖB-Service GmbH Academy of Finance
Eine Beschreibung und einige Hintergründe zum findet sich im Newsletter der Steyler Ethik Bank vom Februar 2020: Nachhaltige Prozesse anstoßen.
Weitere Bildungsangebote: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops
Schulung/Beratung Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Investabel® ist offizieller Schulungspartner Deutscher Nachhaltigkeitskodex. Mit dem bereitgestellten virtuellen „Moderatorenkoffer“ kann der Kodex als Instrument für die Vorbereitung und Durchführung von systematische Nachhaltigkeitsprojekten bis hin zu einer formalisierten Berichterstattung begleitet werden. Der Kodex kann als niederschwelliger, kostenfreier Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung von allen Unternehme(r)n oder auch zur Erfüllung der Berichtspflicht gemäß CSR – RuG genutzt werden. Weitere Informationen: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops.
Datenschutz/DSVO
Durch die ab 25. Mai 2018 in Deutschland geltende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union ist der rechtssichere Versand von Mails auch wenn sie keine unmittelbare Werbung enthalten an die ausdrückliche Zustimmung der Empfänger gebunden.
Sofern Sie zukünftig gezielte und dosierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft per Mail erhalten möchten, bitte ich Sie unter dem nachfolgenden Link um Ihre Zustimmung, wozu ein simples „Ja“ in Verbindung mit Ihrem Namen und Ihrer Mailadresse würde genügen: Datenschutz bei Investabel®. Alternativ können Sie auch eine entsprechende Mail info@investabel.com senden.
Dies betrifft natürlich nur diejenigen Adressaten, die ihre Zustimmung bisher noch nicht gegeben haben.