Beitragsbild: Übersicht europäische Regulierung Nachhaltigkeit im Finanzsektor (econsense/HSBC)

Inhalt:  #buildbackbetter – die Zeit danach; Kinder an die Macht?; GLS onlineInvest; Ist Holz das neue „Blech“?; Leitfaden Kundenberatung Nachhaltigkeit; Seminar/Veranstaltungstermine: VÖB Zertifizierter Kundenberaterlehrgang für nachhaltige Geldanlagen (MifidII); VÖB Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“; Angebot: Schulung/Beratung Deutscher Nachhaltigkeitskodex; Datenschutz/DSGVO

Die Beiträge in „Nachhaltigere Finanzwirtschaft“ fassen in loser Folge Nachrichten zusammen, die auf die Entwicklung hin zu einem „Mehr“ an Nachhaltigkeit und andere interessante Entwicklungen im Finanzsektor hinweisen.

3. Dezember 2020 (geändert/ergänzt: 7.12.2020 – GLS onlineinvest)

Dr. Ralf Breuer

#buildbackbetter – die Zeit danach

Am 2.12.2020 wurde der mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer in Großbritannien vorläufig (temporary, emergency supply under regulation 174) zugelassen. Zulassungsanträge wurden auch bei den Behörden der EU und den USA eingereicht. Das Unternehmen rechnet zeitnah mit Entscheidungen über die Zulassung. Die Lieferung der vereinbarten 40 Mio. Impfstoffdosen auf die britischen Inseln soll kurzfristig aufgenommen werden (Press Release Pfizer + BioNTech, 2.12.2020).

Doch auch schon seit Wochen mehren sich die Analysen zur „Zeit danach“, für eine nachhaltigere Wirtschaft nach der Pandemie und dem Regierungswechsel in den Staaten. Heute kam noch eine Empfehlung der globalen Allianz der Finanzzentren hinzu: Sustainable Finance in a post-pandemic World.

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Bis zum Schlußbericht des „Sustainable Finance Beirats“ zum Jahresende/Jahresbeginn 2021 könnte man viel Zeit mit Empfehlungen für die Gestaltung der Finanzmärkte bzw. ganzer Wirtschaften verbringen. Insbesondere aus Neuseeland (Sustainable Finance Forum (NZ) – Roadmap for Action) und Australien (Australian Sustainable Finance Roadmap) wurde wahre Blaupausen für die Weiterentwicklung von Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft – vulgo: Sustainable Finance – vorgelegt. Aber auch aus den Herzen von City und Wallstreet kommt der gleiche Akkord wie von politischen Ökonomen wie Maja Göpel, Claudia Kemfert und Uwe Schneidewind, um nur einige zu nennen: #builbackbatter! – Die menschliche Gesellschaft, Staat, Wirschaft und muss widerstandsfähiger (resilienter), nachhaltiger werden. Dies hat die neue US-amerikanische Präsidentschaft als Leitmotiv gewählt:

Quelle: Twitter @Transition46 (offizieller Kanal der neu gewählten Präsidentschaft, Internetseite:  www.buildbackbetter.gov)

Politisch eher aversen Interessenten kann auch das am 11.11.2020 vorgelegte Jahresgutachten vom Sachverständigenrat zur nder wirtschaftlichen Entwicklung nahegelegt werden, dass die zukünftige Widerstandsfähigkeit neben die akute Krisenbewältigung stellt:

Quelle: https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/

Einen sehr willkommenen strukturierten Überblick über die anstehenden Regulierungsmaßnahmen bietet die von Econsense und HSBC Deutschland erstellte Übersicht im Beitragsbild. Die deutsche Kreditwirtschaft sollte sich etwas intensiver auf diese Entwicklungen, insbesondere die spätestens 2022 einsetzende Beratungspflicht gemäß MifidII (S. 4 in der Grafik) einstellen.

2020-11-27 EU Action Econsense

Quelle: econsense/HSBC

Kinder an die Macht?

Die Süddeutsche Zeitung erinnerte über ihren Twitterkanal @SZ am 29.11.2020 an die Unterzeichnung des Klimaschutzabkommens von Paris 2016 (COP21). Der damalige US-Außenminister John Kelly unterzeichnete das Abkommen mit seiner Enkelin auf dem Schoß. Nun wird er Klimabeauftragter der neuen Regierung (Süddeutsche Zeitung 23.11.2020).

2020-11-29 Kelly Enkelin SZ

Quelle: Süddeutsche Zeitung via @SZ auf Twitter

Die Besetzung der Position und die bisherigen Äußerungen der neu gewählten Präsidentschaft lassen eine Rückkehr der Vereinigten Staaten unter die Unterzeichner erwarten. – Wenig Veränderung dürfte sich dagegen in der deutschen Finanzwirtschaft in Hinblick auf Kinder und Jugendliche einstellen. Eine kühne inhaltliche Verbindung? Der nachstehende „Anbietertest“ einer Neunjährigen aus Großbritannien motivierte dies:

2020-11-25 App for kids

Die neunjährige Amy O’Keefe testete vier FinTech mit Dienstleistungen für junge Menschen. Von den Angeboten ist in Deutschland lediglich Revolut Junior erhältlich (https://www.revolut.com/de-DE/junior-karte-bestellen).

Bemerkenswert ist ihr darunter geäußerter Wunsch nach Spenden für die Schule – zur Verbesserung von Finanzbildung sowie „mentalem und physischem Wohlbefinden“. Ein Hinweis an die deutsche Finanzindustrie etwas aufmerksamer mit jungen Menschen umzugehen? – Jedenfalls besteht erhebliches Potenzial… Hier im Blog: FinTech pour la jeunesseModern Banking – BankingForFuture?Xaalys – im Gespräch mit CEO Diana Brondel.

Apropos Minderjährige und Banken: Es ist relativ schwierig in Deutschland, nachhaltige Konten oder Depots auf Namen und Rechnung von Kindern abzuschließen, obwohl dies rechtlich ab dem siebten Lebensjahr möglich ist. Erfahrungsgemäß bieten manche Kreditinstitute wirtschaftlich und rechtlich abenteuerliche Lösungen an, die die Eltern in einen Konflikt zum Bürgerlichen Gesetzbuch bringen. Dies häufig dann der Fall, wenn eingebrachtes Vermögen bereits rechtlich Minderjährigen und nicht den Eltern gehört. Dann können Eltern eben nicht das Vermögen mit Risiken belasten oder darüber verfügen (Vermögenssorge § 1626 BGB).

GLS onlineInvest

Die GLS Bank hat ein Onlineangebot für die Vermögensverwaltung lanciert, dass sich nur an volljährige Kunden richtet: GLS onlineInvest. Leider wird hier die Möglichkeit von Anlagen auf Namen und Rechnung von Minderjährigen ausgeschlossen, obwohl dies vom Partner VisualVest (Union Investment), dessen Infrastruktur die GLS Bank nutzt, ausdrücklich angeboten wird.

Leider ist das Angebot GLS onlineInvest, in einigen Punkten nicht ganz stimmig:

  • Nach Angabe wird ausschließlich in von der Bank (mit-)initiierte Fonds investiert, allerdings im Überblick ein Fremdfonds (CSR Bond Plus, DWS?) als Anlagemöglichkeit genannt
  • Es gibt zwar fünf Stufen der Risikobereitschaft, jedoch nur vier Portfoliovarianten in der Risikoermittlung gegenüber drei Varianten in der Umsetzung
  • In den Portfolien ist lediglich die Verteilung Aktien/Renten, nicht aber die indikative Zusammensetzung durch die Fonds erkennbar
  • Bei den Gebühren von 1% p.a. auf den Vermögensbestand bleibt offen, ob Umsatzsteuer enthalten ist – beim Dienstleister VisualVest ist dies auch der Fall, allerdings liegt der Gebührensatz hier bei lediglich 0,6% p.a. – bei beiden Anbietern werden Gebühren unter € 1 auf das Folgejahr vorgetragen.
  • Auffallend niedrig ist die Abweichung im Erwartungswert einer Anlage „ausgewogen“ (Aktien/Renten 50/50) und „offensiv“ (70/30). Nach einer Laufzeit von 12 Jahren (Sparplan € 25 p.m.) liegt er bei der offensiven lediglich € 111 höher – beim Wettbewerber und Dienstleister VisualVest wird für ein offensives Greenfolio dagegen eine um € 318 höhere Erwartung ermittelt, was nicht allein an den niedrigeren Gebühren liegen kann – wobei die „Erwartungsbildung“ nicht überbewertet werden sollte, weil es sich im Regelfall um simple Hochrechnungen aus der Wertentwicklung der Vergangenheit handelt.
  • Offen bleibt bei der GLS Bank, ob und wie die Rate verändert werden kann – bei VisualVest kann die Rate beliebig verändert werden, zusätzlich sind auch einmalige Ein- und Auszahlungen möglich
  • Zwischenzeitlich (Stand 6.12.2020, 20:50h) wurden die Erläuterungen zu GLS onlineInvest ergänzt: „jederzeit flexibel anpassen, Geld entnehmen oder investieren“ https://www.gls.de/privatkunden/gls-onlineinvest/
  • Leider bietet die GLS Bank nicht die Möglichkeit, Depots für Minderjährige einzurichten. Dies ist bei VisualVest der Fall.

Die Aussage “Dahinter steht ein Algorithmus, dem fundierte wissenschaftliche Modelle, Analysen und Erfahrungswerte zugrunde liegen.” dürfte – wie bei den meisten Wettbewerbern auch – etwas hochtrabend sein. In der Regel ist nur ein hoher Automatisierungsgrad, aber keine besonders anspruchsvolle Modellwelt vorhanden.

Ist Holz das neue „Blech“?

In den vergangenen Jahren waren Kreditkarten aus Metall ziemlich hip – allerdings zu „sportlichen“ Preisen: So kostet die Variante „Metal“ bei N26 bei erweiterten Leistungen aktuell (Stand: 2.12.2020) € 16,90. Tomorrow bietet nun zum Kontomodell „Zero“ (€ 15 p.m.) eine aus Holz gefertigte Visakarte.

2021-01-19 Tomorrow Karte

Quelle: Tomorrow.one

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Karten aus einem umweltfreundlicheren Trägermaterial immer noch mit Antenne, Chip und Magnetstreifen ausgestattet sind. Damit bleiben ihre Umweltfreundlichkeit und die Beschränkung des Rohstoffverbrauchs begrenzt.

Man darf gespannt sein, welche Resonanz Tomorrow mit der Karte erzielt und die „Limitierung auf 5.000 Stück“ die Zahl der Kunden im Kontomodell „Zero“ mehr als zu verdreifachen hilft – derzeit nutzen das Modell nur rund 4% etwa 47.000 Kunden (Stand: 30.11.2020).

Leitfaden Kundenberatung Nachhaltigkeit (MifidII)

Eine vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) und dem Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik (dnwe) geführte Arbeitsgruppe stellte am 30.11.2020 einen „Leitfaden zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz (MifidII)“ vor. Der Leitfaden bietet an sich sehr gute Anregungen.

Allerdings bleiben nach Aussagen bei der Präsentation zwei wesentliche Dinge offen: 1. Der Erwerb des notwendigen Basiswissens 2. Ob die auf S. 2 dargestellte „best practice“ Alternative in der Breite angewendet werden kann. Hierzu zwei Überlegungen zu den im Leitfaden skizzierten Antwortvarianten:

  1. Wieso soll sich die Beratung auf vermeintlich bescheiden geäußerte Wünsche beschränken, wenn dem Kunden auch ein besseres, d.h. noch nachhaltigeres Angebot gemacht werden könnte?
  2. Wie soll auf höhere Ansprüche reagiert werden, wenn die vorhandenen Produkte nur bescheidene Erwartungen erfüllen können?

Die meisten Berater in der Deutschen Finanzindustrie werden eher nur bescheidene hauseigene Varianten anbieten können. Hiermit gilt es umzugehen. Wieso soll dem Kunden in der Beratung ein breiter Steg vorgestellt werden, wenn nur ein schmales Brett im Angebot ist? Zudem werden die Berater*innen vor dem Problem stehen, dass die Kunden*innen eine vielfältige Sicht auf Nachhaltigkeit haben. Dies kann in sehr anspruchsvollen Gesprächssituationen münden.

Eine große Zahl von Kundenberater*innen wird genau auf diese Problematik treffen. Diese haben wir zusätzlich zu den im Leitfaden skizzierten fachlichen Anforderungen im nachstehend beschriebenen neuen „Zertifizierten Kundenberaterlehrgang nachhaltige Geldanlagen (MifidII)“ berücksichtigt.

Seminar-/Veranstaltungstermine

Logo VÖB Service Academy

Zertifizierter Kundenberaterlehrgang nachhaltige Geldanlagen (MifidII)

Die Academy of Finance der VÖB-Service GmbH bietet ab März 2021 den Zertifizierten Kundenberaterlehrgang nachhaltige Geldanlagen (MifidII) als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen von Kundenbetreuer*innen im Kundengespräch aufgebaut und geschult werden. Spätestens ab 2022 wird es gemäß MifidII zur Pflicht, in der Kundenberatung „Nachhaltigkeitspräferenzen“ zu erfragen und dies im Beratungsprotokoll zu dokumentieren.

MifidII wird nicht zur Beratung über nachhaltige Geldanlagen oder gar zu aktiven Produktangeboten verpflichten. Allerdings wird durch die neuen Vorschriften Nachhaltigkeit thematisiert, worauf weite Teile der Berater*innen in der Kreditwirtschaft nur schlecht vorbereitet sind.

Der Lehrgang ist in der Form eines „Blended Learnings“ gestaltet und setzt sich aus drei Onlineseminaren, fünf E-Learnings und einem Präsenzworkshop zusammen. Im Workshop werden praxisnah Gesprächssituationen über nachhaltige Anlageprodukte trainiert und auch integriert die Abschlussprüfung absolviert.

Der Start mit dem ersten Onlineseminar ist am 3.3.2021 geplant, der erste Abschlusstermin am 6.5.2021 in Bonn. Die Academy bietet damit in einem kompakten Format die Möglichkeit, Mitarbeiter*innen umfassend zum Thema Nachhaltigkeit in der Kundenberatung zu qualifizieren. Mit Ausnahme des Abschlussworkshop sind alle Module auch einzeln buchbar. Maßgeschneiderte Angebote für Gruppen aus einem Unternehmen sind auf Anfrage ebenfalls möglich.

Weitere Informationen und Buchungen: VÖB-Service Academy of Finance

Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance Manager“

Die Academy of Finance der VÖB-Service GmbH bietet seit März 2020 den Zertifikatslehrgang Sustainable Finance Manager als anerkannten Qualifizierungsnachweis an. In diesem Lehrgang sollen Kompetenzen in Sachen Nachhaltigkeit umfassend aufgebaut werden, um diese anschließend im eigenen Hause in der Praxis umsetzen zu können.

Der Lehrgang ist in der Form eines Blended-Learnings gestaltet und setzt sich aus einem Präsenz-Workshop, drei E-Learning-Modulen sowie einer Online-Abschlussprüfung zusammen.

Der Starttermin am 16.3.2020 und die Zusatztermine am 17. und 18.3.2020  sowie der Starttermin am 23.6. waren bereits ausgebucht. Am 28.7. und 1.10.2020 wurden zwei weitere Lehrgangsgruppen gestartet. Nächster virtueller Workshop als Modul 1 des Lehrgangs: 24.2.2020.

Mehr Informationen und Buchungen: VÖB-Service GmbH Academy of Finance

Eine Beschreibung und einige Hintergründe zum findet sich im Newsletter der Steyler Ethik Bank vom Februar 2020: Nachhaltige Prozesse anstoßen.

Weitere Bildungsangebote: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops

Schulung/Beratung Deutscher Nachhaltigkeitskodex

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Nach Durchlaufen der vorgesehen Procedere ist Investabel® nun offizieller Schulungspartner. Mit dem bereitgestellten virtuellen „Moderatorenkoffer“ kann der Kodex als Instrument für die Vorbereitung und Durchführung von systematische Nachhaltigkeitsprojekten bis hin zu einener formalisierten  Berichterstattung begleitet werden. Der Kodex kann als niederschwelliger, kostenfreier Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung von allen Unternehme(r)n oder auch zur Erfüllung der Berichtspflicht gemäß CSR – RuG genutzt werden. Weitere Informationen: Angebote – Seminare, Vorträge, Workshops.

Datenschutz/DSVO

Durch die ab 25. Mai 2018 in Deutschland geltende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union ist der rechtssichere Versand von Mails auch wenn sie keine unmittelbare Werbung enthalten an die ausdrückliche Zustimmung der Empfänger gebunden.

Sofern Sie zukünftig gezielte und dosierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft per Mail erhalten möchten, bitte ich Sie unter dem nachfolgenden Link um Ihre Zustimmung, wozu ein simples „Ja“ in Verbindung mit Ihrem Namen und Ihrer Mailadresse würde genügen: Datenschutz bei Investabel®. Alternativ können Sie auch eine entsprechende Mail info@investabel.com senden.

Dies betrifft natürlich nur diejenigen Adressaten, die ihre Zustimmung bisher noch nicht gegeben haben.

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